Die 2. digitale Revolution kommt – auch im Bauwesen. Die Frage ist nur wie und wann genau. Das Zauberwort heisst BIM – Building Information Modelling. Der Trend zum digitalen Bauen ist kein nationales, sondern ein europaweites, wenn nicht sogar ein globales Phänomen. Obwohl einige Länder wie die USA, England und Skandinavien dem Trend einiges Voraus eilen. Die Industrie 4.0, wie die Revolution auch liebevoll genannt wird, ist im Anmarsch, dies ist auch in Deutschland spürbar.
Am diesjährigen DGNB-Auditorentag in Berlin am 30.11.2016 stand der Trend des digitalen Bauens sprich BIM, als Leitthema im Vordergrund. Mit Fachreferaten und Themenworkshops wurde der Trend und die zukünftige Rolle des DGNB gemeinsam ergründet. Felix Frischmann von der TU München meinte in seinem Referat: „Das neue an der 2. digitalen Revolution ist, dass die Methoden und Dienste der 1. digitalen Revolution nun erstmals miteinander verknüpft werden, so dass Synergien genutzt werden können. BIM ist in erster Linie eine Arbeitsmethode, welche eine digitale Prozessoptimierung zwischen Mensch und Maschinen ermöglicht und so die Produktivität erhöht.“
Was die Revolution im Bauwesen verzögert sind – im Gegensatz zur Maschinenindustrie – die altbekannten Herausforderungen: Die zahlreichen kleineren und mittleren Unternehmen, die geringe Innovationslust des Bausektors, der hohe Unikats-Charakter sowie der geringe Automatisierungs- und Vorfertigungsgrad. Beim BIM-Modell bewegt man sich vom heutigen Geometriemodell hin zu einem Produktmodell, welches mit Eigenschaften (Semantik) angereichter wird. Zentral bei der BIM-Methode ist der kollaborative Ansatz aller Projektbeteiligten und das frühe Abholen von Bauherren- und Nutzerentscheidungen im Planungsprozess. Das konventionelle Leistungsmodell ist nur noch beding anwendbar. Die BIM-Methode hat wesentlich höhere Aufwände in den frühen Planungsphasen zur Folge.
Das wesentliche Optimierungspotenzial wird vorwiegend in der höheren Zeit- und Kostenkontrolle, jedoch auch in der höheren Qualität erwartet. Zur höheren Qualität tragen eine Vielzahl von Themen bei, wie unter anderem Kollisionsdetektion, Simulation, Vorfertigung, Modellintelligenz, umfassendere Dokumentation etc.
Was sich Bauherren, Betreiber und Nutzer aus BIM versprechen
Ein wesentlicher Anspruch der Bauherren besteht darin, die Auswirkung einer Projektänderung auf den Lebenszyklus zu untersuchen und eine möglichst hohe Qualität der Dokumentation bei Bauvollendung zu erhalten. Planungsvarianten sollen dank intelligenten Modellen bezüglich Auswirkung auf die Betriebskosten (z.B. Reinigung) untersucht werden. Doch bevor ein Bauherr ein Projekt nach BIM bestellt, sollte er sich im Klaren darüber sein, mit welchen Daten er sein Modell angereichert haben möchte.
Was sich Fachplaner versprechen
Planer erwarten ein vereinfachtes und durchgängiges Planungsverfahren mit weniger wiederholender Handarbeit und Redundanz beim Erstellen von Material- oder Flächenauszügen oder Ausschreibungsunterlagen. Ebenfalls ist das BIM-Modell Datenlieferant für zahlreiche Berechnungs- und Nachweisinstrumente, welche im Idealfall wesentlich einfacher durchgeführt werden können. Im Zusammenhang mit DGNB wird auch erwartet, dass die Nachweise für die Zertifizierung direkter aus dem BIM-Modell generiert werden können und weniger manuelle Nachweisführung notwendig wird.
Was sich Bauträger versprechen
Bauträger profitieren von der höheren Transparenz und können ihre Kostenplanung wesentlich präziser durchführen. Ausserdem kann der Bauvortschritt und die Termineinhaltung optimal überwacht werden. Auch in der Vorfertigung und Mängelkontrolle und -überwachung sind wesentliche Effizienzgewinne zu erwarten. Die höhere Transparenz verlangt allerdings auch neue Vertragsmodelle; weg von traditionellen GU-Modellen hin zu erfolgsbeteiligten, partnerschaftlichen Verträgen.